Sexuelle Belästigung, Frau zeigt Hand, Stopp
Wuss­ten Sie, dass se­xu­el­le Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz im­mer noch häu­fig vor­kommt? Über­durch­schnitt­lich vie­le Fäl­le von se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung er­eig­nen sich in der Gas­tro­no­mie. Der raue und hek­ti­sche Um­gangs­ton in der Bran­che, kann die­se be­güns­ti­gen. Hier er­fah­ren Sie mehr über recht­li­che Grund­la­gen, Lö­sungs­mög­lich­kei­ten und Mass­nah­men für Ih­ren Gastronomiebetrieb. 

E‑Learning se­xu­el­le Belästigung

Tes­ten Sie die kos­ten­lo­se De­mo­ver­si­on des E‑Learnings se­xu­el­le Belästigung. 

Ein un­ter­schätz­tes Pro­blem mit Folgen

Ge­mäss der Ge­werk­schaft Unia ist es lei­der Rea­li­tät, dass jede drit­te Frau und je­der zehn­te Mann im Lau­fe des Be­rufs­le­bens se­xu­el­le Be­läs­ti­gung er­lebt . Die #Me­Too-Be­we­gung hat der se­xu­el­len Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz gros­se Auf­merk­sam­keit ver­schafft. Durch die Be­we­gung wur­de auch der drin­gen­de Hand­lungs­be­darf au­gen­fäl­li­ger. Den­noch sind die Er­geb­nis­se bis­her eher ge­ring und der Ernst der Lage wird oft her­un­ter­ge­spielt, nor­ma­li­siert, ta­bui­siert und verharmlost.

In der Gas­tro­bran­che feh­len der­zeit noch of­fi­zi­el­le Zah­len von se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz. An­ony­me Um­fra­gen zei­gen je­doch, dass das Aus­mass in der Bran­che sehr hoch ist. Meist liegt das Pro­blem dar­in, dass vor­ge­setz­te Per­so­nen die Be­läs­ti­gun­gen nicht wei­ter ver­fol­gen oder sich ex­ter­ne Hil­fe da­für suchen.

Das Mot­to «Der Kun­de ist Kö­nig» wird oft als Vor­wand für grenz­über­schrei­ten­des Ver­hal­ten miss­braucht. Wenn sich Be­trof­fe­ne weh­ren, wer­den sie nicht sel­ten mit Aus­sa­gen wie «Das wird man ja wohl noch sa­gen dür­fen» oder «Du bist aber emp­find­lich» kon­fron­tiert. Sol­che Vor­fäl­le ha­ben für die Be­trof­fe­ne schwer­wie­gen­de psy­chi­sche oder so­gar phy­si­sche Fol­gen. Da­bei kommt es nicht auf die Schwe­re des Vor­fal­les an, son­dern al­lein dar­auf, wie sich die be­läs­tig­te Per­son da­bei fühlt. Die­se Bei­spie­le zei­gen, wie sich das äus­sern kann:

Ein paar Gäs­te ver­su­chen hin­ter die Aus­schank­the­ke ei­ner Bar zu ge­lan­gen. Da­bei wird der Bar­kee­per von den fei­ern­den Gäs­ten mehr­fach un­er­wünscht und auf­dring­lich kör­per­lich be­rührt. Dem Bar­kee­per ist un­wohl da­bei, so zu arbeiten.

Je­des Mal, wenn der Kü­chen­chef mit ei­ner Mit­ar­bei­te­rin spricht, fällt sein Blick auf ihr De­kol­le­té. Er steht so dicht ne­ben ihr, dass sie im­mer ei­nen Schritt zu­rück­tre­ten muss. Das ist ihr sicht­lich unangenehm.

Feh­len­de Un­ter­stüt­zung und fi­nan­zi­el­le Ab­hän­gig­keit ma­chen es für Mit­ar­bei­ten­de oft schwie­rig, sich zu weh­ren. Aber auch für die Ar­beit­ge­ben­de im Gast­ge­wer­be ha­ben se­xu­el­le Be­läs­ti­gungs­vor­fäl­le ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen. Die Mo­ti­va­ti­on der Mit­ar­bei­ten­den sinkt, es kommt even­tu­ell zu Kün­di­gun­gen, das Image des Be­triebs wird be­schä­digt oder es kön­nen recht­li­che Ver­fah­ren drohen.

Her­aus­for­de­run­gen und Lösungen

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz ist ein erns­tes Pro­blem, das ver­schie­de­ne Her­aus­for­de­run­gen mit sich bringt. Eine die­ser Her­aus­for­de­run­gen ist die Sor­ge des Wirts, Gäs­te nicht zu ver­grau­len. Der Schutz der Be­schäf­tig­ten vor se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung muss je­doch Vor­rang ha­ben. Durch eine trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on und kla­re Richt­li­ni­en und Re­geln kann so­wohl den Gäs­ten als auch den Mit­ar­bei­ten­den ver­mit­telt wer­den, dass sol­che Hand­lun­gen nicht to­le­riert wer­den und Kon­se­quen­zen nach sich zie­hen. Sol­che Kon­se­quen­zen kön­nen bei­spiels­wei­se das Aus­spre­chen von Haus­ver­bo­ten und Ver­war­nun­gen, frist­lo­se Kün­di­gun­gen oder bei Über­grif­fen das Ein­schal­ten der Po­li­zei sein.

Ein wei­te­res Pro­blem ist, dass sich An­ge­stell­te oft nicht trau­en, se­xu­el­le Be­läs­ti­gung zu mel­den, ins­be­son­de­re wenn es kei­ne kla­ren Ver­fah­ren und Richt­li­ni­en gibt. Hier ist es wich­tig, ein si­che­res Um­feld zu schaf­fen, an das sich Mit­ar­bei­ten­de ohne Angst wen­den kön­nen. Es kann eine in­ter­ne oder ex­ter­ne An­sprech­per­son be­nannt wer­den, die bei ei­nem Vor­fall em­pa­thisch zu­hört, dass wei­te­re Vor­ge­hen plant und ge­ge­be­nen­falls auch wei­te­re Mass­nah­men in die Wege lei­tet. Han­delt es sich da­bei je­doch um die vor­ge­setz­te Per­son, so ist die­se ge­setz­lich ver­pflich­tet, den Vor­fall wei­ter zu mel­den. Das be­deu­tet dann für die be­trof­fe­ne Per­son, dass sie nicht mehr selbst ent­schei­den kön­nen, ob und wann wei­te­re Schrit­te in die Wege ge­lei­tet wer­den. Denk­bar wäre auch eine Schu­lung oder Wei­ter­bil­dung der Vor­ge­setz­ten im Be­reich der Per­so­nal­füh­rung.

Ein wei­te­res Pro­blem ist die man­geln­de Sen­si­bi­li­sie­rung und Schu­lung in Be­zug auf se­xu­el­le Be­läs­ti­gung. Es ist wich­tig, dass Ar­beit­ge­ben­de ihr Per­so­nal re­gel­mäs­sig über die De­fi­ni­ti­on, Fol­gen und Prä­ven­ti­on se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung in­for­mie­ren. Nut­zen Sie zur Schu­lung ih­rer Mit­ar­bei­ten­den das E‑learning von un­se­rem Part­ner Lernzzentrale:

Recht­li­che Grundlagen

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz ist ge­setz­lich als Dis­kri­mi­nie­rung de­fi­niert und da­her ver­bo­ten. Alle Be­schäf­tig­ten ha­ben das Recht, ihre Ar­beit dis­kri­mi­nie­rungs­frei aus­üben zu kön­nen und sind ge­setz­lich ge­schützt. Se­xu­el­le Be­läs­ti­gung liegt vor, wenn sich Per­so­nen durch un­er­wünsch­te Hand­lun­gen, Wor­te oder Ges­ten be­läs­tigt füh­len. Ent­schei­dend ist nicht die Ab­sicht der han­deln­den Per­son, son­dern wie das Ver­hal­ten auf die be­trof­fe­ne Per­son wirkt, d.h. ob es un­er­wünscht ist und zu nahe geht oder nicht. Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass se­xu­el­le Be­läs­ti­gung kei­nes­falls ein Kom­pli­ment ist, und Aus­sa­gen wie «Ge­nies­se es noch, so­lan­ge du jung bist», sind in­ak­zep­ta­bel.

Ar­beit­ge­ben­de sind ge­mäss Ob­li­ga­tio­nen­recht ver­pflich­tet, ihr Per­so­nal vor se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung zu schüt­zen. Kon­kret be­deu­tet dies, dass Mit­ar­bei­ten­de nicht von Kun­den, Gäs­ten, Lie­fe­ran­tin­nen, Ar­beits­kol­le­gen oder wei­te­ren Dritt­per­so­nen se­xu­ell be­läs­tigt wer­den dür­fen. Die­ser Schutz um­fasst ei­ner­seits Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men und an­de­rer­seits das Ein­schrei­ten bei se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung (In­ter­ven­ti­on).

Um fi­nan­zi­el­le und ne­ga­ti­ve wirt­schaft­li­che Fol­gen zu ver­mei­den, lohnt es sich, be­trieb­li­che Prä­ven­ti­ons- und In­ter­ven­ti­ons­mass­nah­men ge­gen se­xu­el­le Be­läs­ti­gung zu de­fi­nie­ren. Die­se sind je­doch auch an ge­wis­se Her­aus­for­de­run­gen ge­knüpft.

Denk­an­stoss:
Wel­che Mass­nah­men und Richt­li­ni­en sind in Ih­rem Be­trieb be­züg­lich se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz definiert?

E‑Learning se­xu­el­le Belästigung

Tes­ten Sie die kos­ten­lo­se De­mo­ver­si­on des E‑Learnings se­xu­el­le Belästigung. 

Alle Mit­ar­bei­ten­den müs­sen auch die gel­ten­den in­ter­nen Richt­li­ni­en zur se­xu­el­len Be­läs­ti­gung ken­nen. In der Pra­xis könn­te ein Merk­blatt er­stellt wer­den, das alle im Be­trieb tä­ti­gen Per­so­nen un­ter An­er­ken­nung der gel­ten­den Re­geln und Richt­li­ni­en un­ter­schrei­ben. Eine gän­gi­ge Mass­nah­me in der Pra­xis, ist bei­spiels­wei­se die Ar­beit mit dem Am­pel­sche­ma, wel­ches ein «Tischab­lö­sen» un­ter den Ser­vice­ar­bei­ten­den er­mög­licht. Schüt­zen Sie zu­dem die Pri­vat­sphä­re der Mit­ar­bei­ten­den, in dem Sie pri­va­te Be­rei­che für Pau­sen de­fi­nie­ren und für se­pa­ra­te Um­klei­de­räu­me sor­gen. Schaf­fen Sie eine Ar­beits­kul­tur, in der Re­spekt, Gleich­be­rech­ti­gung und Un­ter­stüt­zung im Vor­der­grund ste­hen. Dies kann durch re­gel­mäs­si­ge Team­ge­sprä­che und ei­ner of­fe­nen Feed­back­kul­tur ge­för­dert wer­den. Eine wei­te­re Mass­nah­me wäre die Ein­füh­rung ei­nes Got­te-Göt­ti-Sys­tems, bei dem den Mit­ar­bei­ten­den sorg­fäl­tig meh­re­re ge­schul­te An­sprech­per­so­nen zu­ge­wie­sen werden.

Ge­mein­sa­me Pflicht

Zu­sam­men­fas­send lässt sich sa­gen, dass so­wohl die als auch die Ar­beit­neh­mer Pflich­ten ha­ben, um se­xu­el­le Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz zu mi­ni­mie­ren. Als Ar­beit­ge­be­rin gilt die Informations‑, Do­ku­men­ta­ti­ons- und Hand­lungs­pflicht. Eben­so gilt es, Ver­trau­ens­per­so­nen zu de­fi­nie­ren, sich klar zu po­si­tio­nie­ren und mit gu­tem Bei­spiel vor­an­zu­ge­hen. Als Mit­ar­bei­ter gilt es die Prä­ven­ti­ons- und In­ter­ven­ti­ons­mass­nah­men des Be­trie­bes ein­zu­hal­ten, ei­nen re­spekt­vol­len Um­gang zu le­ben und kein Weg­schau­en bei Vor­fäl­len zu tolerieren. 

Sexuelle Belästigung, Mann zeigt Hand stopp

Wer­den Mass­nah­men und Richt­li­ni­en in Ih­rem Gas­tro­no­mie­be­trieb un­ter­las­sen, kön­nen durch Vor­fäl­le se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung schwer­wie­gen­de wirt­schaft­li­che Fol­gen re­sul­tie­ren. So kann es bei­spiels­wei­se zu ver­min­der­ter Ar­beits­leis­tung, sin­ken­der Mo­ti­va­ti­on, schlech­tem Be­triebs­kli­ma, er­höh­ten Re­kru­tie­rungs­kos­ten, Ruf­schä­di­gung so­wie psy­chi­schen und phy­si­schen Schä­den bei den Be­trof­fe­nen kom­men. Bei se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung kann nicht nur ge­gen die be­läs­ti­gen­de Per­son, son­dern auch ge­gen Ar­beit­ge­be­rin­nen vor­ge­gan­gen werden.

Kommt es trotz Prä­ven­ti­ons­kon­zept zu se­xu­el­ler Be­läs­ti­gung am Ar­beits­platz, un­ter­stützt die An­lauf­stel­le belästigt.ch Ar­beit­neh­men­de und Ar­beit­ge­ben­de mit On­line-Be­ra­tun­gen und Tipps.
Für Be­trof­fe­ne gibt es auch kan­to­na­le An­lauf­stel­len, die der Schwei­ge­pflicht unterstehen.

Fa­zit

Als Be­triebs­in­ha­ber, Vor­ge­setz­te oder ver­ant­wort­li­che An­sprech­per­son gilt es die Mit­ar­bei­ten­den zu schüt­zen, zu un­ter­stüt­zen, ih­nen zu ver­trau­en und ih­nen zu glau­ben. Es wäre wün­schens­wert, Kom­men­ta­re wie «Da hast du si­cher­lich et­was falsch ver­stan­den» zu ver­mei­den und im Sin­ne von «Das geht nicht, ich wer­de al­les tun, da­mit das in Zu­kunft nicht mehr pas­siert» zu han­deln. Dies trägt wie­der­um zu ei­nem bes­se­ren Ar­beits­kli­ma, mehr Mo­ti­va­ti­on und ge­gen­sei­ti­ger Wert­schät­zung bei. Si­cher­heit und Wohl­be­fin­den am Ar­beits­platz müs­sen im In­ter­es­se al­ler Be­tei­lig­ten lie­gen. Al­ler­dings braucht es auch ei­nen ge­sell­schaft­li­chen Wan­del, ge­gen­sei­ti­gen Re­spekt und Wert­schät­zung ge­gen­über die­ser Berufsgruppe.

E‑Learning se­xu­el­le Belästigung

Tes­ten Sie die kos­ten­lo­se De­mo­ver­si­on des E‑Learnings se­xu­el­le Belästigung. 

Ver­wand­te Artikel

Broschüre L-GAV Gastronomie

Ar­beits­ver­trä­ge in der Gastronomie 

Im Ar­beits­recht gibt es vie­le zwin­gen­de Be­stim­mun­gen, die dem Ar­beit­neh­mer­schutz die­nen. Für Ar­beit­ge­be­rin­nen ist wich­tig, die­se ge­setz­li­chen Vor­ga­ben ein­zu­hal­ten. Ein gut for­mu­lier­ter Ar­beits­ver­trag schafft Rechts­si­cher­heit und kann Strei­tig­kei­ten ver­hin­dern. In die­sem Bei­trag er­fah­ren Sie, wor­auf Sie als Ar­beit­ge­be­rin in der Gas­tro­bran­che bei Ar­beits­ver­trä­gen ach­ten müssen. 

Weiterlesen » 
Führungsstile in der Gastronomie

Füh­rungs­sti­le in der Gastronomie 

In der Gas­tro­no­mie sind tra­di­tio­nell stei­le Hier­ar­chien ge­lebt wor­den. Jun­ge Kö­che, Quer­ein­stei­ger und mo­der­ne Be­triebs­füh­re­rin­nen stel­len die­se Tra­di­ti­on im­mer mehr in Fra­ge und wäh­len ver­mehrt Füh­rungs­sti­le, die fla­che­re Hier­ar­chien er­lau­ben. Wel­chen Füh­rungs­stil le­ben Sie? In die­sem Ar­ti­kel er­fah­ren Sie al­les über das Po­ten­ti­al von gu­ten Füh­rungs­kräf­ten und ihre Aus­wir­kung auf Mit­ar­bei­ten­de und das Betriebsklima.

Weiterlesen » 
Duzen oder Siezen hängt auch vom Betriebskonzept ab

Gäs­te Du­zen oder Sie­zen? Um­gangs­for­men in der Gastronomie 

In vie­len Bran­chen hat das «Du» in den letz­ten Jah­ren das «Sie» ab­ge­löst. Auch in der Gas­tro­no­mie ist ein Wan­del im Be­reich der Um­gangs­for­men spür­bar. Je nach Be­triebs­kon­zept kann Du­zen im Re­stau­rant Chan­cen aber auch Pro­ble­me mit sich brin­gen. Un­si­cher, ob Du­zen zu Ih­rem Be­trieb passt? Die­ser Ar­ti­kel hilft Ih­nen bei der Entscheidung. 

Weiterlesen » 

Gastropedia verwendet Cookies. Mehr Infos dazu.