

Checkliste Vorstellungsgespräch
Diese Checkliste gibt Ihnen wichtige Tipps für die Durchführung eines Vorstellungsgesprächs und unterstützt Sie bei der Personalgewinnung.
Gastbeitrag von Gastro-Coach Bernhard Schuster
Pünktliches Erscheinen
In den achtziger Jahren hat mich (damals Sous-chef) ein Hotelier bei einem Vorstellungsgespräch im Berner Oberland schlichtweg vergessen, war nicht im Haus. Die Rezeptionistin schenkte mir als Wiedergutmachung ein bedauerndes Lächeln. Der Hotelier hat sich auch gar nicht mehr bei mir gemeldet.
Das geht gar nicht (heutzutage sowieso nicht mehr)! Pünktliches Erscheinen ist bei einem Vorstellungsgespräch für beide Seiten Pflicht. Genauso, wie Sie Gäste in einem Restaurant nicht lange warten lassen dürfen (vier Sekunden bis zum ersten Blickkontakt sind da eine gute Faustregel), müssen Sie für ein Bewerbungsgespräch pünktlich sein.
Seien Sie vorbereitet
Ein Direktor einer namhaften Spitalgruppe hatte bei meinem Vorstellungsgespräch für die Gesamtleitung Gastronomie (!) eine einzige Frage an mich. Ich hatte zwei Seiten Fragen mitgebracht und ich fühlte mich nicht ernst genommen. Obwohl er mir die Stelle angeboten hat, habe ich das Interesse verloren.
Ein gut ausgeklügelter Fragebogen (natürlich angepasst für alle Positionen) macht einen positiven Eindruck auf den Bewerber. Zudem sollten Sie alle relevanten Unterlagen bereithalten. Das Pflichtenheft, der Stellenbeschrieb des Jobs und andere wichtige Informationen müssen zur Abgabe bereit sein.
Nehmen Sie sich Zeit
Und gleich nochmals: Nehmen Sie sich Zeit! Teilen Sie dem Bewerber bereits zur Einladung mit, dass das Gespräch voraussichtlich 45, 60 oder 90 Minuten dauern wird. Die Zeit, welche Sie in ein Bewerbungsgespräch investieren, erspart Ihnen später viel Ärger und Kosten. Seien Sie trotzdem ehrlich, stellen Sie keine unnötigen Fragen und vergeuden Sie keine Zeit, wenn der Kandidat in der Realität nicht dem entspricht, was das vielleicht aufgemotzte Bewerbungsdossier Ihnen vorgegaukelt hat. Ein Pseudogespräch macht beiden Seiten keine Freude.
Der erste Eindruck
Der Impuls, der erste Ein- und Händedruck, der Blick in die Augen und ein kurzer Blick auf die Kleidung und das Auftreten haben mich noch nie getäuscht. Sicher habe ich Fehler gemacht bei Rekrutierungen. Im Nachhinein wusste ich jedoch, dass ich eigentlich den richtigen Impuls hatte. Der erste Eindruck war mir stets hilfreicher als der Blick in das CV und die Zeugnisse.
Oh Gott, dieser Chef de Partie aus dem namhaften 5‑Sternhotel mit seinem grossartigen Bewerbungsdossier. Die antrainierten tamilischen Köche konnten besser kochen als er, hatten nicht die grosse Klappe und die Mengen bei Banketten stimmten (bei ihm leider nicht).

Aus- und Weiterbildung
Womit ich beim Thema ungelernte/angelernte Kräfte bin. Wir erleben Fachkräftemangel im Gastgewerbe immer wieder. Immer wieder aufs Neue. Wenn wir keine Köche oder keine Restaurationsfachleute haben, dann bilden wir sie eben selbst aus. Nur, wir sollten uns dafür etwas Zeit und Geduld nehmen. Oft bin ich begeistert von der unkomplizierten Herzlichkeit und Aufmerksamkeit von Serviceleuten im Unternehmen, ungelernt aber leidenschaftlich, echte Botschafter zwischen Küche und Gast. Sie überzeugen von der Spezialität, vom Tagesgericht, der Suppe weil sie die Mahlzeiten degustieren durften. Erstellen Sie für Ihren Betrieb ein Aus- und Weiterbildungskonzept. Befähigen Sie Ihre Mitarbeitenden, gestalten Sie Formen, wo Sie von den Jungen profitieren, aber ihnen entsprechendes Wissen anbieten, evtl. auch mit externen Kursangeboten. Dann werden sie im Betrieb bleiben und sich keinen neuen Job suchen. Wir haben grossartige junge Menschen. Holen Sie deren Qualitäten ab, anstatt ihnen überalterte Formen und Normen aufzuzwingen.
Von überalterten Hierarchien wurde ich diesen Herbst Zeuge in einem 4‑Sternhotel an der ligurischen Küste: Verantwortlich war eine Servicebrigade wie vor 40 Jahren, alle besser gekleidet als die Gäste. Beim Frühstücksbuffett entdeckte der Kellner, dass die Spiegeleier im Chafing-dish zur Neige gingen. Er suchte zuerst den Chef de rang, dieser dann den Mâitre, worauf jener entschied, dass sechs Eier nachbestellt werden.
Belohnung
Haben Sie ein echtes Interesse an dem Bewerber und möchten Sie, dass dieser die Stelle annimmt? Zeigen Sie dem Kandidaten den Betrieb und belohnen Sie ihn nach dem Vorstellungsgespräch mit einer Kleinigkeit aus Ihrem Betrieb (das ist vielleicht eine entscheidende Geste).
Fazit
Halten Sie sich für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch an die folgenden 11 Punkte:
- pünktliches Erscheinen
- seien Sie vorbereitet
- nehmen Sie sich Zeit
- achten Sie auf den ersten Eindruck
- haben Sie den Mut, nein zu sagen
- Zeugnisse
- anlernen und ausbilden
- Leidenschaft für den Job
- Aus- und Weiterbildung
- attraktiver Arbeitsplatz
- Belohnung
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Die Schweizer Gastronomiefernschule bietet Weiterbildungen für die Führung von Gastronomiebetrieben an. Die Rekrutierung und Personalführung sind ein wichtiger Teil des Grundkurs Gastronomieführung und einiger Wirtepatentkurse.
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