Be­wir­tungs­ver­trag – wel­che Rech­te und Pflich­ten habe ich als Wirt?

Weil ein Gast un­zu­frie­den mit der lan­gen War­te­zeit ist, ver­lässt er das Re­stau­rant, ohne zu be­zah­len. Darf er das? Wie sieht es aus, wenn das Es­sen man­gel­haft ist? Wel­che Rech­te und Pflich­ten ha­ben Sie als Gas­tro­nom ge­gen­über dem Gast? Die Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen er­fah­ren Sie in die­sem Beitrag. 

Grund­kurs Gastronomieführung

Im Grund­kurs Gas­tro­no­mie­füh­rung er­ar­bei­ten Sie die not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen für die Füh­rung ei­nes Gas­tro­be­triebs. Dazu ge­hö­ren ne­ben recht­li­chen und buch­hal­te­ri­schen The­men auch die Be­rei­che Hy­gie­ne, Be­triebs­füh­rung und Marketing.

Wor­aus be­steht ein Bewirtungsvertrag?

Den Be­wir­tungs­ver­trag selbst gibt es im Ge­setz nicht. Der Be­wir­tungs­ver­trag be­steht näm­lich aus vie­len un­ter­schied­li­chen Ver­trä­gen. Zum Bei­spiel schlies­sen Sie und Ihr Kun­de ei­nen Kauf­ver­trag ab, wenn er ein Ge­tränk bei Ih­nen kauft. Die Zu­be­rei­tung des Es­sens ist ein Werk­ver­trag und die Be­nüt­zung der Ein­rich­tung (Tisch, Be­steck usw.) fällt un­ter das Miet­recht. Der Be­wir­tungs­ver­trag ist also ju­ris­tisch ge­se­hen eine kom­pli­zier­te Sache.

Rech­te und Pflichten

Wenn Sie als Wirt mit Ih­rem Gast ei­nen Be­wir­tungs­ver­trag ab­schlies­sen, ha­ben Sie grund­sätz­lich die­se Pflich­ten ge­gen­über dem Gast:

  • Der Gast hat An­recht auf ei­nen Platz.
  • Sie müs­sen den Gast bedienen.
  • Die Ge­trän­ke und Spei­sen müs­sen ein­wand­frei zu­be­rei­tet sein.
  • Die be­stell­ten Ge­trän­ke und Spei­sen müs­sen Sie dem Gast abgeben.
  • Sie müs­sen für die Si­cher­heit des Gas­tes sorgen.

Der Ver­trag kommt in dem Mo­ment zu­stan­de, in dem der Gast die Be­stel­lung ab­gibt und das Ser­vice­per­so­nal die Be­stel­lung auf­nimmt. Ein münd­li­cher Ver­trag ge­nügt. Für die Si­cher­heit des Gas­tes sind Sie be­reits vor Ver­trags­schluss ver­ant­wort­lich. Ihr Gast hat im Ge­gen­zug die Pflicht, die er­hal­te­nen Ge­trän­ke und Spei­sen zu bezahlen.

Die Rech­te von Ih­nen als Wirt und Ih­rem Gast sind spie­gel­ver­kehrt. Der Wirt hat ein Recht dar­auf, dass der Gast die Rech­nung zahlt (= Pflicht des Gas­tes). Der Gast hat das Recht auf ein ein­wand­frei­es Ge­richt (= Pflicht des Wirts).

Was kann al­les schiefgehen?

Beim Be­wir­tungs­ver­trag kön­nen ei­ni­ge Din­ge schief­ge­hen. Er­fül­len Sie als Wir­tin den Ver­trag schlecht, kann das un­an­ge­neh­me Fol­gen ha­ben. Es ist da­her wich­tig, dass Sie die Rechts­la­ge ken­nen, um mit der Si­tua­ti­on rich­tig um­zu­ge­hen. Im Streit­fall eine Lö­sung zu fin­den, mit der bei­de Par­tei­en zu­frie­den sind, ist das Wich­tigs­te. Schau­en wir uns zwei ty­pi­sche Fäl­le an:

1. Lan­ge Wartezeiten 

Pe­ter ist der Mei­nung, dass er nicht die gan­ze Rech­nung be­zah­len muss, weil er eine Stun­de auf das Es­sen ge­war­tet hat. Wie ist die Rechtslage?

Wie so oft bei ju­ris­ti­schen Fra­gen lau­tet die Ant­wort: Es kommt dar­auf an. Es macht ei­nen Un­ter­schied, ob es sich um ein Abend­essen in ei­nem ge­ho­be­nen Re­stau­rant oder um ein Mit­tag­essen in ei­nem Take-Away handelt.

In ei­nem ge­ho­be­nen Re­stau­rant sind War­te­zei­ten von die­ser Dau­er für das Abend­essen üb­lich. Das heisst die gan­ze Rech­nung muss grund­sätz­lich be­zahlt wer­den. Will der Gast sein Es­sen schnel­ler, muss er das dem Ser­vice­per­so­nal bei der Be­stel­lung mit­tei­len. Zu die­sem Zeit­punkt ent­steht der Ver­trag. Die ein­zel­nen Kon­di­tio­nen, wie z.B. die War­te­zeit, kön­nen in die­sem Mo­ment noch be­rück­sich­tigt werden.

In ei­ner kur­zen Mit­tags­pau­se bei ei­nem Take-Away möch­te Pe­ter nicht eine Stun­de auf das Es­sen war­ten. Eine War­te­zeit von ei­ner Stun­de ist in die­ser Si­tua­ti­on grund­sätz­lich un­an­ge­bracht. Al­ler­dings kann Pe­ter auch in die­ser Si­tua­ti­on nicht ein­fach so ge­hen. Pe­ter muss dem Wirt zum Bei­spiel nach 15 Mi­nu­ten sa­gen, dass er in­ner­halb der nächs­ten 10 Mi­nu­ten es­sen möch­te. Die­se Frist ist an­ge­mes­sen. Der Wirt er­hält noch die Chan­ce, sei­ne Leis­tung zu er­brin­gen. Wenn der Wirt das Es­sen nicht in­ner­halb die­ser Frist an­bie­tet, darf Pe­ter das Take-Away, ohne zu zah­len, ver­las­sen. Pe­ter kann aber auch auf das Es­sen war­ten und eine Min­de­rung des Prei­ses verlangen.

Mit einem guten Alleinstellungsmerkmal haben Sie einen Wettbewerbsvorteil

2. Man­gel­haf­tes Essen

Me­la­nie ist un­zu­frie­den, weil das ser­vier­te Pou­let roh ist. Des­halb droht sie, das Re­stau­rant zu ver­las­sen. Darf sie das?

In sol­chen Si­tua­tio­nen müs­sen Sie Ruhe be­wah­ren. Wenn das Pou­let tat­säch­lich roh ser­viert wird, stellt das eine Schlecht­leis­tung der Wir­tin dar. Me­la­nie darf in die­ser Si­tua­ti­on eine Nach­bes­se­rung ver­lan­gen. Tut Me­la­nie das, muss das Pou­let noch ein­mal ge­bra­ten wer­den. Al­ter­na­tiv kann die Wir­tin auch ein neu­es Ge­richt zu­be­rei­ten. Me­la­nie darf das Re­stau­rant aber nicht ver­las­sen, ohne zu zahlen.

Fa­zit

Als Wirt müs­sen Sie wis­sen, wel­che Rech­te und Pflich­ten Sie ge­gen­über Ih­ren Gäs­ten ha­ben. Doch wä­gen Sie ab, ob Sie auf Ihre Rech­te be­har­ren wol­len. Manch­mal lohnt es sich nach­zu­ge­ben und da­für zu­frie­de­ne Gäs­te zu ha­ben, die wie­der­kom­men. Kom­mu­ni­zie­ren Sie ak­tiv: In­for­mie­ren Sie Ihre Gäs­te über län­ge­re War­te­zei­ten. Bie­ten Sie bei Män­geln kon­kre­te Lö­sun­gen an. Of­fe­rie­ren Sie dem Gast ei­nen kos­ten­lo­sen Es­pres­so oder eine Nach­spei­se. Klei­nig­kei­ten wir­ken Wun­der. Ein zu­frie­de­ner Gast ist ein wert­vol­ler Gast.

Un­se­re Lösungen

Grund­kurs Gastronomieführung

Im Grund­kurs Gas­tro­no­mie­füh­rung er­ar­bei­ten Sie die not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen für die Füh­rung ei­nes Gas­tro­be­triebs. Dazu ge­hö­ren ne­ben recht­li­chen und buch­hal­te­ri­schen The­men auch die Be­rei­che Hy­gie­ne, Be­triebs­füh­rung und Marketing.

Ser­vice­kurs Gastronomie

Im Ser­vice­kurs der Schwei­zer Gas­tro­no­mie­fern­schu­le eig­nen Sie sich die Grund­la­gen für ei­nen kun­den­ori­en­tier­ten und pro­fes­sio­nel­len Ser­vice an. Da der Fern­kurs be­rufs­be­glei­tend ge­macht wer­den kann, eig­net er sich be­son­ders für Aus­hil­fen und Quer­ein­stei­ger, die ak­tu­ell im Ser­vice arbeiten.

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